Faszinierende Reise in die Welt der Wildbienen

Bericht vom Vortrag von Dr. Paul Westrich in der Großbottwarer Kelter.

Vorstand Albert Schlipf (vorne) begrüßt Dr. Paul Westrich (hinten) und die anwesenden Gäste (Foto: Oliver Hartstang)
Vorstand Albert Schlipf (vorne) begrüßt Dr. Paul Westrich (hinten) und die anwesenden Gäste (Foto: Oliver Hartstang)

Der Obst- und Gartenbauverein e. V. hatte unter dem Titel „Von Baumeistern, Blumenschläfern und Pollensammlern - eine Reise in die faszinierende Welt der Wildbienen“ in die Großbottwarer Kelter eingeladen. Der Tübinger Biologe und Insektenkundler Dr. Paul Westrich konnte als Referent gewonnen werden.

Der erste Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Albert Schlipf freute sich über das rege Interesse und begrüßte die anwesenden rund hundertfünfzig Gäste mit den Worten: „Über den großen Zuspruch zu diesem Vortrag sind wir hocherfreut.“ Er verband seine Begrüßung mit dem Hinweis darauf, daß der Obst- und Gartenbauverein das Jahr 2018 unter dem Motto „Das Jahr der Biene“ begehen möchte, um auf das Insektensterben in Deutschland und die Wichtigkeit der blütenbesuchenden Insekten als Bestäuber hinzuweisen. So wird in diesem Jahr unter anderem beim jährlichen Blumenschmuckwettbewerb erstmalig ein Sonderpreis für die insektenfreundliche Gestaltung eines Gartens ausgelobt werden. Anschließend übergab er das Wort an Dr. Paul Westrich.

Mit phantastischen Bildern und Filmsequenzen nahm der renommierte Insektenkundler die Anwesenden mit auf seine faszinierende Reise in die Welt der Wildbienen. Zu Beginn seines Vortrags erklärte Westrich, daß es weltweit rund 22.000 verschiedene Wildbienenarten gebe. Von diesen sind in Deutschland mehr als fünfhundertfünfzig unterschiedliche Arten heimisch. „Leider müssen davon aber mehr als die Hälfte als vom Aussterben bedroht eingestuft werden“, warnt der Biologe.

In seinem Vortrag konzentrierte sich Paul Westrich auf die Vorstellung der vielfältigen Lebensweisen der Wildbienen und stellte exemplarisch mehrere Arten vor. Die Gehörnte Mauerbiene lebt im Unterschied zur bekannten Honigbiene nicht in Staaten sondern als sogenannte Solitärbiene. Nach dem Schlüpfen der Jungbiene Ende März beginnt diese umgehend damit, einen geeigneten Hohlraum zur Anlage des Nestes zu suchen. Sobald dieser gefunden ist, beispielsweise in einem hohlen Pflanzenstängel, legt das Weibchen – denn nur dieses beteiligt sich an der Brutpflege – linienförmig mehrere Brutzellen an. Jede dieser Zelle erhält einen Futtervorrat. Dieser besteht aus einem Gemisch von Pollen und Nektar, den die Biene an den Blüten der Umgebung sammelt. Auf den Futtervorrat legt das Weibchen ein einzelnes Ei, bevor sie die Brutzelle mit einer Wand aus Lehm abtrennt und der Zyklus von vorne beginnt.

Sobald der Nestbau abgeschlossen ist, wird die Niströhre mit einem dicken Pfropf aus Lehm verschlossen. Ende April oder Anfang Mai endet die Flugzeit dieser Art. In den Niströhren entwickelt sich nun bis zum kommenden Frühjahr die nächste Generation dieser Wildbienen.

Der Insektenkundler Dr. Westrich wies in seinem spannenden Vortrag darauf hin, daß viele Wildbienenarten unter der leer geräumten, industrialisierten Landwirtschaft leiden, da sie in dieser viele Futterpflanzen nicht mehr finden können. Insbesondere solche Arten, die auf einzelne Pflanzen spezialisiert sind, bekommen dies zu spüren.

Die abschließende Fragerunde nutzten viele der anwesenden Zuhörer, um sich über einzelne weitere Aspekte des Themas zu informieren.

 

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Homepage von Dr. Paul Westrich.

 

Oliver Hartstang